Kinder sind von Natur aus neugierig. Sie wollen erleben, was ihr Körper kann, wo ihre Grenzen liegen – und was passiert, wenn sie diese austesten. In vielen Familien kollidiert dieses Bedürfnis jedoch mit dem Wunsch nach Kontrolle und Sicherheit. Allerdings fördert genau dieses spielerische Austarieren von Risiko die Entwicklung wichtiger Kompetenzen.
Das riskante Spiel ist laut Studienergebnissen mit mehr körperlicher Aktivität, einem besseren Sozialverhalten und weniger Ängstlichkeit verbunden. Dabei gilt: Entscheidend ist nicht das Risiko selbst, sondern der Umgang damit. Kinder, die schon früh lernen, Unsicherheiten richtig einzuschätzen und verantwortungsvoll zu handeln, entwickeln langfristig mehr Selbstvertrauen.
Herausforderung ja, Gefahr nein
Risiko ist nicht mit einem Wagnis ohne Rücksicht gleichzusetzen. Es ist vielmehr eine kalkulierte Herausforderung im geschützten Rahmen.
Der große Unterschied liegt in der Begleitung. Wenn Kinder auf einen Baum klettern, über Steine balancieren oder mit Werkzeug arbeiten, passiert das idealerweise unter Beobachtung − ohne ständiges Eingreifen, aber mit echtem Interesse.
Jesper Juul, ein dänischer Familientherapeut, plädierte zum Beispiel dafür, Kindern Verantwortung zuzutrauen, statt sie durch permanente Überwachung in ihrer Entwicklung zu bremsen. Entscheidend sei die Haltung der Erwachsenen: Vertrauen statt Kontrolle. Dieses Motto bildet einen Rahmen, in dem Kinder lernen, selbständig Risiken zu erkennen, Entscheidungen zu treffen und auch mit den entsprechenden Konsequenzen umzugehen.
Holzschnitzen: Der Umgang mit Werkzeug
Ein anschauliches Beispiel für ein altersgerechtes Risikospiel ist das Schnitzen mit Holz. Diese Tätigkeit fördert die Hand-Auge-Koordination, schult die Aufmerksamkeit und verlangt den Kleinen viel Konzentration ab. Sinnvoll ist dabei der Einsatz von angepasstem Werkzeug, wie einem speziellen Schnitzmesser für Kinder, das sowohl funktional als auch sicher gestaltet ist.
Der gezielte Einsatz von solchen Werkzeugen im Spiel verbessert laut Untersuchungen nicht nur die Motorik der Kinder, er stärkt auch ihr Selbstwertgefühl. Erschafft der Nachwuchs etwas mit den eigenen Händen, erlebt er sich als selbstwirksam und kompetent − vorausgesetzt, er darf es überhaupt erst ausprobieren.
Die Bedeutung von Bewegung
Neben dem Umgang mit Werkzeug spielt auch freies Bewegungsspiel in dem Kontext eine zentrale Rolle. Klettern, balancieren, rennen: all das sind keine Nebensächlichkeiten, sondern zentrale Entwicklungstreiber. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt für Kinder im Vorschulalter mindestens drei Stunden körperliche Aktivität pro Tag − und das möglichst in abwechslungsreichen und herausfordernden Formen.
Ein Blick nach Skandinavien zeigt, wie dies in der Praxis aussehen kann. In norwegischen Einrichtungen gehören zum Beispiel Matschküchen, Werkbänke und Kletterbäume zum Alltag. Langzeitbeobachtungen belegen, dass die Kinder dort körperlich fitter, sozial sicherer und emotional stabiler sind.
Was zählt, ist allerdings nicht das Angebot, es ist die Haltung dahinter. Die Kinder dürfen sich ganz frei ausprobieren. Auch interessant: Zusammenhalt in der Familie stärken: So klappt es
Die Rolle der Erwachsenen: Ermöglichen statt eingreifen
Ob Kinder lernen, gut mit Risiko umzugehen, hängt maßgeblich von den Erwachsenen ab. Nicht durch das, was sie erklären, sondern durch das, was sie zulassen.
Ein Kind, das balanciert, schnitzt oder ein Zelt aufbaut, braucht keine dauernden Anweisungen. Es braucht nur Raum, Zeit und das Gefühl von: „Ich darf das.“
Diese Haltung lässt sich gezielt trainieren. Es ist gezielte Zurückhaltung statt Nachlässigkeit gefragt, Beobachten, ohne zu lenken, und Unterstützen, ohne zu bestimmen. Auf diese Weise entsteht ein Rahmen, in dem Kinder echte Selbstwirksamkeit erfahren – und genau das ist die Basis für psychische Stabilität.